OPEN AIR MIT CUBRAZIL VERSETZTE IN HEISSERE BREITENGRADE
Latinojazz zog Zuhörer scharenweise nach Bennebostel
Von Traute Klippel-Hißbach
BENNEBOSTEL. Bei untropischem, aber angenehmem und vor allem trockenem Wetter hatten viele Konzertbesucher den Weg nach Bennebostel gefunden, um sich einige laue Abendstunden lang im Hof des alten Wietfeldtschen Anwesens von dem feurigen Gemisch aus afrikanischen und europäischen Elementen lateinamerikanischer Rhythmen von den Cubrazil-Akteuren musikalisch in heissere Breitengrade versetzen zu lassen.
Zum Auftakt präsentierte sich jedoch zunächst die Stick Connection der Kreismusikschule unter Jörg Roßmann - sozusagen als „Recycling-Band“ - mit phantasievoll zweckentfremdetem und zum Percussioninstrument umfunktioniertem Hausmüll: mit der Rote Beete-Großkonserve, verbeulten Kuchenformen, leeren Kanistern und Plastikschüsseln und der bodenlosen, umgekehrten Limoflasche als Schlegelköcher stimmten sie das Publikum schon mal rhythmisch ein und machten augenscheinlich, wie kreativ und ursprünglich das Musikmachen sein kann.
Und dann erfolgte ein temperamentvoller Einstieg in die Musik der Lebensfreude, mit dem die 7 Musiker von Cubrazil mitreissend und enthusiastisch den Konzertabend der NJIC zu einem tropischen Klangcocktail aufmischten und unter den alten Hofeichen ein sehr ansprechenden Repertoire mit südamerikanischem Flair verbreiteten – zwar weniger durchs (schwarze) Outfit als mit der Musik. Bei so viel Salsa und Samba oder Rumba gab es viel Spontanbeifall eines hingerissenen Publikums, das ebenso wie die Akteure der Faszination dieser dynamischen lebendigen Musik erlegen war und sich in gute Schwingung versetzen liess, wie ein leicht wogendes Meer sich wiegender Zuhörer zeigte und manche sich sogar zum Tanz hinterm Busch animieren liessen, denen der lebensfrohe Rhythmus in die Beine gegangen war.
Kein Wunder - wenn Gaby Schenke ihre excellenten Saxophone wahrhaft zum Qualmen brachte - wie es aus nächster Nähe schien - und Eva Borghoffs Flötentöne mit heller Leichtigkeit über den Melodien schwebten wie der Condor in den Lüften, während die handgeschlagenen Congas von Stephanie Beckers Perkussion wiederum einen erdenden Charakter verliehen und das Scheppern der Kuhglocke und anderer Ethno-Instrumente den .Latinosound mit ursprünglich-fröhlichen Akzenten versah . Mit Leidenschaft und Hingebung begleiteten Beatrice Kahl am Keyboard und Erwin Kühn am Bass und mit leichter Hand drummend Jörg Roßmann am Schlagzeug
Ohne Mühe konnte Britta Rex sich mit stimmlich großem Volumen im Freiluftraum entfalten mit unterschiedlichen Nuancierungen ihrer wandlungsfähigen Stimme von warmen , weichen Stimmebenen bis zu härter und kehliger gesungenen Parts; aber auch hier wieder ihre Vorliebe für scattenden Gesang einbringen mit dem rhythmischen Auf und Ab der Silben, womit ihr witzige Effekte gelangen. .
Und so gab es mit viel Schwung in der Stimme, an den Instrumenten und bisweilen auch in den Hüften wunderschön sinnliche zündende Arrangements von Spanischem, Portugiesischem, Kubanischem und Brasilianischem , von bekannteren - wie Besame mucho oder A Night in Tunesia – oder weniger geläufigen Titeln bis hin zur Disco-Nummer aus den 80ern (Conga).
Für einen sehr gelungenen Konzertabend dankte Prof.Gunter Pilz im Namen der Neuen Jazzinitiative und forderte im Sinne des Auditoriums noch eine weitere Zugabe ein, denn Zugaben waren da unumgänglich und der anhaltende Beifall Gradmesser uneingeschränkter Begeisterung.
|