VIEL APPLAUS FÜR VARIANTENREICHE GERSHWIN-INTERPRETATIONEN
Vocale und instrumentale Präsentation der Werke des amerikanischen Komponisten
Von Traute Klippel-Hißbach
CELLE. Die Fortsetzung der Jazz History -Konzerte, die stets unter ein bestimmtes Thema aus dem Bereich der Jazzmusik gestellt werden, widmete die Neue Jazzinitiative diesmal dem musikalischen Schaffen des amerikanischen Komponisten George Gershwin, das von den Blues Serenaders und dem Christian von der Osten Trio mit der Sängerin Maria Deinzer interpretiert wurde.
In einem kurzen Streifzug führte Trompeter Wolfgang Heidenreich durch das Leben und Wirken des frühvollendeten Komponisten (1898 – 1937) , der als Sohn russischer Einwanderer in New York geboren wurde und sich schon in früher Jugend am Klavier profilierte und als sogenannter „Song Plugger“ Neuerscheinungen von Komponisten vorspielte. Mit kaum zwanzig Jahren hatte er sich schon mit seinen eigenen Songs am Broadway einen Namen gemacht; der große Durchbruch gelang ihm 1924 mit der „Rhapsody in Blue“ und bald pfiff ganz Amerika seine Melodien. Eine Europareise (1928) ließ ihn in Berührung kommen mit zeitgenössischen Musikströmungen des Kontinents und führte zu Begegnungen mit so berühmten Musikern wie Ravel, Strawinsky oder Kálmán . 1935 entstand, kurz vor seinem Tod, als sein wohl berühmtestes Werk die Oper aus der Welt der Schwarzen : „Porgy and Bess“.
Obwohl er eigentlich gar kein Jazzmusiker war und dem Genre der Populärmusik entstammte, erfreuen sich seine kleinen Songs bei Jazzern als gute Improvisationsgrundlage großer Beliebtheit , die sich zudem oftmals durch schöne Texte seines Bruders Ira auszeichnen . Diese prägten denn auch spürbar den musikalischen Vortrag der Lüneburger Sängerin Maria Deinzer, die das Christian von der Osten Trio mit ihrer dunklen Stimme gefühlvoll ergänzte und den Unterschied zur ausschließlich instrumentalen Darbietung der Blues Serenaders sehr deutlich werden ließ. Geschickt war es, die Bands abwechselnd in den vier aufeinanderfolgenden Sets agieren zu lassen , wobei Überschneidungen im Repertoire nur dienlich waren: konnte dadurch umso besser im direkten Vergleich festgestellt werden, wie ein und dasselbe Stück immer wieder in ganz anderem Licht erscheinen kann. Während die Instrumentalgruppe losgelöst vom Text ganz ihrem eigenen Drive folgen konnte, schlug sich in der Gesangsversion das Gefühlvolle der Liedtexte verstärkt nieder.
Viel Beifall gab es für Maria Deinzers sehr individuelle Interpretation des berühmten „Summertime“ in voll-satter Stimmtieflage, bei der ihre Begleiter an Piano (Christian von der Osten), Bass (Horst Wagner) und Schlagzeug (Hubert Böllert) sich dezent anpassten; ebenso beeindruckte aber auch das ganz spezielle Arrangement des gleichen Stückes von Curt Prina (Klavier), bei dem das Leadinstrument von Pit Müller (Bariton-Saxofon) das Thema aufgriff und Trompete (Wolfgang Heidenreich) und Posaune (Klaus Heidenreich) aparte kurze Akzente setzten. Besondere Anerkennung muß auch Horst Wagner gezollt werden, der in beiden Formationen den ganzen Abend lang hervorragende Bassarbeit geleistet, beachtliche Soloparts bestritten und dabei stets freundliche Unangestrengtheit vermittelt hat. Besondere Anerkennung muß auch Horst Wagner gezollt werden, der in beiden Formationen den ganzen Abend lang hervorragende Bassarbeit geleistet, beachtliche Soloparts bestritten und dabei stets freundliche Unangestrengtheit vermittelt hat
Während dem Charakter des Christian von der Osten Trios mehr räumliche Intimität und gedimmtes Licht gut angestanden hätten, konnten die Blues Serenaders die ungemütlich weite Atmosphäre des Kreistagssaales mit Instrumentenpower besser für sich nutzen: gut bestückt mit den drei Bläsern, Schlagzeug (Hermann Heidenreich, Bass und Piano brachten sie frischen Wind in die Bude und pusteten sich lautstark mit schwungvollen Rhythmen und bekannten Titeln in die Gunst des Publikums. Als Gast begleitete sie der Schweizer Curt Prina am Piano, der seine jahrzehntelange Zugehörigkeit zum Showbusiness nicht ganz verhehlen konnte und immer zu kleinen pantomimischen Scherzeinlagen aufgelegt war. Dabei demonstrierte er die Leichtigkeit des Seins mit routinierter Lässigkeit auf den Tasten und hatte es nicht nötig, den legendären „Kriminaltango“ aus Hazy Osterwald -Zeiten mehr als über ein paar angedeutete Takte hinaus anklingen zu lassen.
|