Gershwin meets Jazz

So stand es im “Wathlinger Boten”. Bilder der Veranstaltung weiter unten.

und so sah es dann am Abend im Kreistagssaal aus:

ein volles Haus . . .

das Christian von der Osten-Trio eröffnete den Abend

aus Lüneburg angereist: die hervorragende Sängerin Maria Deinzer -am Bass Horst Wagner, Schlagzeug Hubert Böllert

die Blues Serenaders: Curt Prina, Horst Wagner, Pit Müller, Hermann Heidenreich, Wolfgang Heidenreich, Klaus Heidenreich

wenn der Vater mit den Söhnen: Die Heidenreichs!

der Pianist Curt Prina - 26 Jahre Mitglied des “Hazy Osterwald Sextett”

VIEL APPLAUS FÜR  VARIANTENREICHE GERSHWIN-INTERPRETATIONEN

Vocale und instrumentale Präsentation der Werke des amerikanischen Komponisten

                                         Von Traute Klippel-Hißbach

CELLE. Die Fortsetzung der  Jazz History -Konzerte, die stets unter ein bestimmtes  Thema aus dem Bereich  der Jazzmusik gestellt werden, widmete die Neue Jazzinitiative  diesmal dem musikalischen Schaffen des  amerikanischen Komponisten George Gershwin, das von den Blues Serenaders und dem Christian von der Osten Trio mit der Sängerin Maria Deinzer interpretiert wurde.

   In einem kurzen Streifzug führte  Trompeter Wolfgang Heidenreich durch das Leben und Wirken des frühvollendeten Komponisten  (1898 – 1937) , der als Sohn russischer Einwanderer in New York geboren wurde  und sich schon in früher Jugend am Klavier profilierte und  als sogenannter „Song Plugger“ Neuerscheinungen von Komponisten vorspielte. Mit kaum zwanzig Jahren hatte er sich schon mit seinen eigenen Songs am Broadway einen Namen gemacht; der große Durchbruch gelang ihm 1924 mit der „Rhapsody in Blue“ und bald pfiff ganz Amerika seine Melodien. Eine Europareise (1928) ließ ihn in Berührung kommen mit zeitgenössischen Musikströmungen des Kontinents und führte zu Begegnungen mit so berühmten Musikern wie Ravel, Strawinsky oder Kálmán .  1935 entstand,  kurz vor seinem Tod, als  sein wohl berühmtestes Werk die Oper aus der Welt der Schwarzen : „Porgy and Bess“.

   Obwohl er eigentlich gar kein Jazzmusiker war und dem Genre  der Populärmusik  entstammte, erfreuen sich seine kleinen  Songs bei Jazzern als gute Improvisationsgrundlage großer Beliebtheit , die sich zudem oftmals durch schöne Texte seines Bruders Ira auszeichnen .  Diese prägten denn auch spürbar den musikalischen Vortrag der Lüneburger Sängerin Maria Deinzer, die das Christian von der Osten Trio mit ihrer dunklen Stimme  gefühlvoll  ergänzte und  den Unterschied zur ausschließlich  instrumentalen  Darbietung der Blues Serenaders sehr deutlich  werden ließ. Geschickt  war es, die  Bands abwechselnd in den vier aufeinanderfolgenden Sets agieren zu lassen , wobei  Überschneidungen im Repertoire  nur dienlich waren:  konnte  dadurch umso besser im direkten Vergleich festgestellt werden,  wie ein und dasselbe Stück immer wieder in ganz anderem Licht erscheinen kann. Während die Instrumentalgruppe losgelöst vom Text ganz ihrem eigenen Drive folgen  konnte, schlug sich in der Gesangsversion das Gefühlvolle der Liedtexte verstärkt nieder.

   Viel Beifall  gab es für Maria Deinzers sehr individuelle Interpretation  des berühmten „Summertime“ in voll-satter Stimmtieflage, bei der  ihre Begleiter  an Piano (Christian von der Osten), Bass (Horst Wagner) und Schlagzeug (Hubert Böllert) sich dezent anpassten; ebenso beeindruckte aber auch das ganz spezielle Arrangement  des gleichen Stückes von Curt Prina (Klavier), bei dem das Leadinstrument von Pit Müller (Bariton-Saxofon) das Thema aufgriff und  Trompete (Wolfgang Heidenreich) und Posaune (Klaus  Heidenreich)  aparte kurze Akzente setzten. Besondere Anerkennung muß auch  Horst Wagner gezollt werden, der in beiden Formationen den ganzen Abend lang hervorragende  Bassarbeit geleistet, beachtliche  Soloparts bestritten und dabei stets  freundliche Unangestrengtheit vermittelt hat. Besondere Anerkennung muß auch Horst Wagner gezollt werden, der in beiden Formationen den ganzen Abend lang hervorragende  Bassarbeit geleistet, beachtliche  Soloparts bestritten und dabei  stets  freundliche Unangestrengtheit vermittelt hat

     Während dem Charakter des Christian von der Osten Trios mehr räumliche  Intimität und gedimmtes Licht gut angestanden hätten,  konnten die Blues Serenaders die ungemütlich  weite Atmosphäre des Kreistagssaales mit Instrumentenpower besser  für sich nutzen:  gut bestückt mit den drei Bläsern,  Schlagzeug  (Hermann Heidenreich, Bass und Piano  brachten sie frischen Wind in die Bude und pusteten sich lautstark mit schwungvollen Rhythmen und bekannten Titeln in die Gunst des Publikums. Als Gast  begleitete sie der Schweizer Curt Prina am Piano, der  seine jahrzehntelange Zugehörigkeit zum Showbusiness nicht ganz verhehlen konnte und immer zu  kleinen pantomimischen Scherzeinlagen aufgelegt war.  Dabei demonstrierte er die Leichtigkeit des Seins mit routinierter Lässigkeit auf den Tasten und  hatte es nicht nötig,  den legendären „Kriminaltango“  aus Hazy Osterwald -Zeiten  mehr als über ein paar angedeutete Takte hinaus anklingen zu lassen.