Hornstrom 23.10.2009

Flott, witzig und spannungsreich:

Hornstrom-Gastspiel bei der Neuen Jazzinitiative

Von Traute Klippel-Hißbach

CELLE. Auch wenn die Veranstaltung in Kunst&Bühne enttäuschend schwach besucht war, verlief das NJIC-Konzert von Hornstrom mit hohem Anspruch und erntete beim interessierten Publikum viel Beifall.

   Hornstrom - eine bandeigene deutsche Wortschöpfung für das Blasinstrument Posaune und Name, unter dem die Kölner Band firmiert - signalisiert schon etwas von dem Sinn für Kreativität, die das Quartett bei seinen Auftritten zu entfalten weiß. Neue Pfade suchend entwickeln die vier Jungjazzer frischen Wagemut, sich von gewohnten Konventionen abzulösen und ihre eigene musikalische Ausdrucksform zu kultivieren, die bei allen Beteiligten gleichwohl auf dem Fundament traditioneller Musikkultur gewachsen ist, was sich auch in der absoluten handwerklichen Beherrschung ihrer Instrumente niederschlägt und damit beste Voraussetzung zum unbekümmert freien Experimentieren bietet.

   Was da so unter den bonbonbunten Badekappen - im Kontrast zum seriösen Anzugsschwarz - ausgebrütet wird, hört sich dann bei den um originelle Ideen nicht verlegenen Muckern nach flotten, spannungsreichen und witzigen Jazzkompositionen an, überwiegend von Posaunist Tobias Wemper, der zusammen mit dem Posaunisten Klaus Heidenreich den Grundton der Band vorgibt. Mal ganz parallel im Duett, mal als zweite Stimme begleitend oder mit dem Bass (Markus Braun)als Rhythmusgeber kooperierend. Dieser wiederum übernahm passagenweise auch den Part des Melodieträgers und zupfte und strich die dicken Saiten mit behender Leichtigkeit.

   Neuzugang Oliver Rehmann, der für den derzeit in New York studierenden Silvio Morger nachrückte, fügte sich bestens in das Bandkonzept ein mit seinem sehr phantasievollen kreativen Einsatz des Schlagzeugs, mit dem er effektvolle Rhythmusklänge zu erzeugen wusste, sowohl um die Gruppe zu puschen als auch sie nur minimiert zu untermalen.

   Die individuellen einfallsreichen Arrangements der 25-28jährigen Jazzer, teils noch Musikstudenten, teils schon freiberufliche Profis, bewegen sich im Zeitgeist auch der musikalischen Globalisierung im Einflussbereich verschiedenster Stilelemente, mit humorvollen Titeln versehen wie "Abschied vom Hochbett" (die wahre Episode eines tiefen Falls), "Schweinegrippe, Hundekot oder Die Maus ist tot", wobei nicht immer ein tieferer Bezug beabsichtigt ist - "endlich sinnfrei" wie das Programm-Motto ihrer ersten CD. Den Hornstrom-Expeditionen ins Tierreich entstammen Titel wie die Ballade für eine Wolke über dem Zoo oder Pferdeschwanz, die frech beschwingte Zugabe zum Schluss, die von den Zuhörern eingefordert wurde.