Jazzfrühschoppen 2009

The Blues-Serenaders: Curt Prina, Horst Wagner, Klaus-, Hermann- und Wolfgang Heidenreich, Pit Müller

Curt Prina am Piano

Mitreißende Rhythmen der Blues Serenaders

 Beschwingter Jazzfrühschoppen mit den Blues Serenaders in Nienhagen Von Traute Klippel-Hißbach

NIENHAGEN.Mit dem Orgelspiel von Curt Prina nach dem Sonntagsgottesdienst in der Nienhagener St.-Laurentius-Kirche wurde es zwar nichts, weil ihm ein Plagegeist in Form eines querulanten Ischiasnervs einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Doch im übrigen hatte die Neue Jazzinitiatve aber alle guten Geister auf ihrer Seite und konnte, teilweise bei Sonnenschein, den Jazzfrühschoppen auf dem idyllischen Kirchengelände im Freien durchziehen. 

   Ob Kirchgänger oder Fan der Jazzgemeinde und bestenfalls beides - eine bunte Schar sonntäglicher Frühaufsteher betupfte farbenfroh das klerikale Rasengrün und zollte den Blues Serenaders fast drei Stunden lang Aufmerksamkeit und immer wieder neuen Szenenapplaus für ihr swingendes Klassiker-Programm, dem sie zum Opening im Einklang mit Duke Ellington sozusagen ihre musikalische Gesinnung voranstellten mit dem berühmten Titel "It Don't Mean A Thing If It Ain't Got That Swing".

   Dazu steuerten die sechs Jazzer wieder ein vergnüglich schönes Arrangement nach dem anderen bei und übergaben sich die Soli von einem zum anderen Instrument, so dass sich auch jeder einzelne gebührend  mit seinen Fertigkeiten darstellen konnte. Und die haben nicht nur die alten Hasen wie Bandleader und Trompeter Wolfgang Heidenreich (Celle), Bassist Horst Wagner und Pit Müller mit seinen Saxophonen (brs, ts + cl) - beide aus der Jazzszene Hannover, sondern auch die zwei hochtalentierten Jungspunde aus der Söhnegeneration, Hermann Heidenreich am Schlagzeug (Essen) und Klaus Heidenreich an der Posaune (Köln).

   Ob "Wonderful, My Heart Belongs To Daddy, Hello Dolly oder Just Friends" - man wippte, man klatschte, man freute sich am Wiedererkennen der Melodien. Und konnte doch bei Altbekanntem immer wieder auch neue und durch den jeweiligen Interpreten geprägte Versionen hören wie ein vom Bariton-Saxophon sensibel getragenes, von verhalten einstimmender Trompete und Posaune sowie von Bass und Piano zurückhaltend untermaltes anrührendes  "Summertime" .

   Als graue Eminenz konnte Curt Prina, der nach einer langen, weltweiten Karriere im Showbizz und später als Orgelsolist seinen musikalisch aktiven "Altersruhesitz" bei den norddeutschen Blues Serenaders gefunden hat, am Piano etwas über die ausgefallenen Orgelimprovisationen hinwegtrösten und ein Solo einlegen, in dem er Anton Dvoráks "Humoresque" im  Wechselspiel vom klassischen zum jazzigen Genre auflegte und die oft gespielte Ballade "Misty"  selbst für seine Kollegen mit überraschend neuem Anstrich versah, als er mit seiner virtuosen Fingerfertigkeit auch ein ganz normales Klavier in ein melodiöses Klangwunder verwandelte.

   Die Vision des NJIC-Vorsitzenden Gunter Pilz, bei einem Sommernachtsjazz einmal den ganzen Kirchhof mit Publikum gefüllt zu sehen, deutete schon zukunftsträchtige Planungen an; zunächst aber verabschiedete sich die NJIC mit dieser Veranstaltung in die Sommerpause, um sich dann am 14. August mit einer Session in Kunst&Bühne in Celle und am 16. August mit Sommerjazz und Cubrazil in Wienhausen zurück zu melden.